Behandlungsschwerpunkte in meiner Praxis – Bei Heranwachsenden und Erwachsenen

Allgemeine Lernprobleme

Unter dem Begriff allgemeine Lernprobleme werden Schwierigkeiten gefasst, die bei Menschen mit normaler Intelligenz zu Problemen beim Lernen führen. Die Betroffenen lassen häufig ihre Gedanken abschweifen und folgen Erklärungen mit wenig Konzentration.

Im Leben von heranwachsenden und auch erwachsenen Personen wirken sich allgemeine Lernprobleme auf die Strukturierung des Alltags, den Erwerb beruflicher Qualifikationen und den Berufsalltag hinderlich aus.

Hier kann Lerntherapie durch gezielte Konzentrationsförderung, sowie das Erarbeiten von Zielen, in Kooperation mit dem Betroffenen, zu einer Besserung führen. Nicht selten wird eine Lerntherapie erst dann eingeleitet, wenn das Problem bereits derart eskaliert ist, dass weitere Symptome, wie z.B. Leistungsangst hinzugekommen sind. Auch hier kann sich durch entsprechende Interventionen die Situation verbessern.

Rechenschwäche / Dyskalkulie

„aber du bist noch ein Kind - Wie alt bist du eigentlich?“
„Hundert“, sagte Momo zögernd.
Die Leute lachten, weil sie es für einen Spaß hielten.
„Also, ernsthaft, wie alt bist du?“
„Hundertzwei“, antwortete Momo, noch ein wenig unsicherer.
Es dauerte eine Weile, bis die Leute merkten, dass das Kind nur ein paar Zahlwörter kannte, die es aufgeschnappt hatte, weil niemand es Zählen gelehrt hatte. (aus: Michael Ende „Momo“)

Zahlen, ein Buch mit sieben Siegeln?

Bei Jugendlichen und Erwachsenen können Schwierigkeiten in der Mengenerfassung, im Stellenwertsystem, beim Ausführen von Rechenoperationen und dem Übertragen von mathematischen Problemstellungen in den Alltag dadurch, dass sie nicht erkannt und entsprechend behandelt wurden, weiter bestehen. Neben Problemen beim Rechnen können auch Hürden bei der Strukturierung und Planung des alltäglichen und beruflichen Lebens (z.B. Pünktlichkeit, Überblick über die Finanzen, räumliche Orientierung) bestehen.

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Lerntherapie setzt in der Förderung damit an, dass das reale Leben mit in die Behandlung einbezogen wird. Mengen und mathematische Strukturen werden durch reale Gegenstände oder kreative Techniken begreifbar gemacht. Alltagssituationen übersetzen die Klienten mit therapeutischer Unterstützung in mathematische Sprache (mathematisieren). So werden Rechenoperationen nachvollziehbar und die mathematische Zeichensprache erlernt.

Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)

  • Legasthenie/ isolierte Lesestörungen
  • Teilleistungsstörungen oder Teilleistungsschwäche im Bereich des Lesens und Schreibens
  • Dyslexie

Die Vielzahl der Fachbegriffe lässt erahnen, in welchem Ausmaß sich über derartige Problematiken Gedanken gemacht wurde. Zusammenfassend handelt es sich um eine Störung im Bereich des Lesens und Schreibens? – Oder ist es etwa auch ein Zeichen für ein besonderes Talent?

Betrachtet man, was in den Köpfen von Menschen passiert, die allgemein zu o.g. Personenkreis gerechnet werden, lässt es vielleicht auch andere Sichtweisen zu.
Hört ein Mensch einen Begriff z.B.“ Auto“ macht er sich mit seinem inneren Auge sofort ein Bild. Wird derjenige nun aufgefordert, sich das Auto von vorne vorzustellen, so löscht er das erste Bild und lässt ein Bild mit der Frontansicht entstehen.

Bei Menschen, die unter o.g. Symptomatik leiden, läuft dieser Vorgang anders ab. Sie müssen die Bilder nicht löschen, sondern sind in der Lage, mit ihrem geistigen Auge frei um das Objekt herumzuwandern und es von allen Seiten gleichzeitig zu betrachten.

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Jetzt kann man sich sicher auch vorstellen, was passiert, wenn eine Person mit dieser Fähigkeit z.B. ein b liest und dabei durch Ablenkung eine Irritation erfährt. Das b wird dann u.U. zu einem d, p oder q. Somit kann das Zeichen für die betroffene Person nicht mehr eindeutig zugeordnet werden.

Während der Lerntherapie üben die Betroffenen zunächst, ihre Aufmerksamkeit zu bündeln und dann die Schriftsprache mit allen Sinnen zu erfahren. Rechtschreibstrategien, sowie Strategien zur geschickten Durchgliederung von Wörtern werden vermittelt und bis zur Automatisierung geübt.

AD(H)S

Warum es nötig ist, AD(H)S frühzeitig zu erkennen – Symptome von AD(H)S bei Erwachsenen:

  • Erwachsene mit AD(H)S reagieren häufig impulsiv. So wird z.B. sachliche Kritik schnell persönlich genommen. Die Betroffenen fahren aus der Haut, ohne die Folgen ihrer Überreaktion vorher abzuwägen.
  • Hyperaktivität zeigt sich durch häufiges Wippen mit dem Fuß, Fingertrommeln und Ähnliches. Erwachsene kontrollieren die motorische Unruhe, die bei Kindern häufig ein sehr auffälliges Symptom ist, nach außen hin besser. Innerlich sind sie jedoch meist getrieben.
  • Menschen mit AD(H)S fällt es schwer, pünktlich zu sein, Termine zu planen und sich durch die Uhr strukturieren zu lassen. Statistisch gesehen sind Erwachsene mit AD(H)S häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt. Gründe dafür sind Konzentrationsprobleme und eine Mischung aus Impulsivität und Zögerlichkeit.
  • AD(H)S-Betroffene bauen seltener eine durchgehende Organisationsstruktur auf. Dieses drückt sich z.B. in einem „chaotischen“ Terminkalender oder auch in Wohnräumen, deren Ordnungsprinzip nicht immer transparent ist, aus.
    • Dieses wirkt sich u.U. auch auf die Berufstätigkeit aus; so wechseln AD(H)S-Betroffene häufiger den Job und sind oft länger arbeitslos.
    • Daraus können finanzielle Probleme resultieren. Die Struktur der Betroffenen im Hinblick auf Organisation verstärkt dieses und lässt es möglicherweise zu einer existentiellen Bedrohung anwachsen.
  • Die meisten Betroffenen realisieren durch den Vergleich mit anderen das Abweichen von Struktur und Durchhaltevermögen. Sie stellen sich dann häufig selbst in Frage und leiden unter massiven Selbstzweifeln.
  • Menschen mit AD(H)S reagieren manchmal mit recht plötzlich schwankender Stimmung, was Familie und Freundschaften belasten kann.
  • Beziehungen sind durch diese Wechselhaftigkeit oft von kurzer Dauer.
  • Betroffene haben u.U. ein geringeres Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.

Jeder dritte Erwachsene mit AD(H)S leidet unter Depressionen, Ängsten, Schlafstörungen, Süchten (Alkohol, Nikotin) oder Zwängen.